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Psychische Probleme – was ist das?

 

Eine psychische oder seelische Störung ist eine erhebliche Abweichung von der Norm im Erleben oder Verhalten, die die Bereiche des Denkens, Empfindens und Handelns betrifft und mit psychischem Leiden auf Seiten der Betroffenen einhergeht. Seelische Probleme können prinzipiell bei jedem Menschen, ob Kind, Jugendlicher oder Erwachsener  bestehen, besonders

 

  • in Belastungssituationen

  • in besonderen Entwicklungs- oder Lebensphasen

  • bei unvorhersehbaren Veränderungen

 

Die Verletzlichkeit in solchen Situationen ist bei jedem einzelnen Menschen unterschiedlich ausgeprägt und hängt insbesondere auch vom jeweiligen Lebensalter ab. Grundsätzlich kann jeder Mensch seelisch erkranken. Meistens sind seelische Beschwerden etwas Vorübergehendes und können gut behandelt werden. Wichtig ist die rechtzeitige Erkennung und Behandlung.

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Psychische Probleme – bei Kindern und Jugendlichen

Je nach Alter können die Auffälligkeiten sehr unterschiedlich sein:

 

  • Bei Säuglingen und im Kleinkindalter sind es z. B. sehr häufiges Schreien, Schwierigkeiten beim Füttern oder vermindertes Interesse an anderen Menschen.

  • Im Kindergarten oder in der Schule können sich psychische Störungen als Trennungsangst oder Sprechangst äußern, als Bewegungsunruhe, Aufmerksamkeits- oder Lernprobleme, aggressives Verhalten, Einnässen, Einkoten oder Schwierigkeiten im Knüpfen und Aufrechterhalten von Freundschaften mit Gleichaltrigen.

  • Bei Jugendlichen kann es zu fast allen psychischen Störungen kommen, die auch bei Erwachsenen bekannt sind: Depressionen, Ängste, Essstörungen, Zwangsstörungen, Suchtstörungen oder Schizophrenie.

 

Folgeerscheinungen nach einem schrecklichen Erlebnis (posttraumatische Belastungsstörungen) können in jedem Alter auftreten und bilden sich oftmals erst nach einer fachgerechten Therapie zurück.

Ursachen psychischer Probleme 

 

In der Regel gibt es keine einzelne Ursache, auf die man seelische Probleme zurückführen kann. Meist bauen sich diese über längere Perioden durch vielschichtig ineinander greifende Faktoren auf.

 

Umweltfaktoren, die individuelle Lebensgeschichte des Kindes und seiner Familie, sowie genetische Aspekte spielen dabei eine wichtige Rolle. Nicht selten wird das seelische Befinden durch zusätzliche Entwicklungsrückstände in den Bereichen Geschicklichkeit in der Bewegung, Sprache, Wahrnehmung, Lesen, Rechtschreibung oder Rechnen beeinträchtigt.

 

Auch können sich chronische Erkrankungen wie z. B. Neurodermitis, Lähmungen oder Epilepsie negativ auf die seelische Befindlichkeit auswirken.

 

 

Untersuchungsmethoden

 

Am wichtigsten ist das Gespräch mit dem Kind bzw. Jugendlichen und seinen Eltern. Dabei werden Fragen zur Vorgeschichte gestellt, aber auch zum aktuellen Befinden und dazu, wie das Verhalten des Kindes bzw. Jugendlichen auf andere wirkt und welche Folgen es hat. Wichtig ist auch, in welchen Situationen die Auffälligkeiten auftreten und in welchen Bereichen das Kind bzw. der Jugendliche keine Probleme hat. Bei jüngeren Kindern ist meist ein gemeinsames Spiel wichtiger als ein ausgiebiges Gespräch. Aus dem Spielverhalten lassen sich sowohl diagnostisch, als auch behandlungstechnisch wichtige Erkenntnisse gewinnen.

 

Ergänzend dazu kann es im ein oder anderen Fall notwendig sein, das Gespräch durch eine körperliche ärztliche Untersuchung des Kindes bzw. Jugendlichen und durch psychologische Tests (z. B. Intelligenztest) zu ergänzen, die beim Arzt, Psychiater oder aber auch stationär in Kliniken erfolgen kann.

 

Da Leib und Seele eine Einheit darstellen, ist eine Zusammenarbeit bei speziellen Erkrankungen zwischen medizinischen,  psychiatrischen und therapeutischen Behandlungen oftmals unabdingbar.

Behandlungsmöglichkeiten

 

Betont wird die Individualität des Kindes bzw. Jugendlichen in seinem Lebensumfeld. Es wird davon ausgegangen, dass sich die menschliche Persönlichkeit im Zusammenwirken von organischen und seelischen Faktoren im Austausch mit der Lebensumwelt entwickelt. Das Gespräch mit dem Kind bzw. Jugendlichen und seinen Eltern steht im Mittelpunkt. In den Therapiesitzungen besprochene oder geübte Möglichkeiten zur Bewältigung der individuellen Probleme können jeweils im Anschluss im Alltag ausprobiert und angewandt werden.

 

Je nach Entwicklungsstand und Art der Schwierigkeiten wird die Behandlung durch Methoden ergänzt, die nicht das Gespräch als Hauptausdrucksmöglichkeit verwenden. Speziell für jüngere Kinder bietet das Spiel im therapeutischen Rahmen die Möglichkeit, die innerseelische Problematik gestaltend und tätig zum Ausdruck zu bringen, ohne dabei Bewertung zu erfahren. Dies wiederum regt wichtige Prozesse in der Seele des Patienten an, die als Bestandteil seiner Heilwerdung dienen und in der nachfolgenden Sitzung aufgegriffen und weiter bearbeitet werden können.

 

Wichtig zu wissen ist, dass therapeutische Arbeit keine Lösungen vorgeben kann. Sie kann lediglich richtungsweisend dienen. Durch verständisvolle und die Person respektierende Begleitung kann sie helfen, mehr Klarheit über die innerseelische Problematik zu erlangen, durch spielerischen, gestaltenden, aber auch verbalen Ausdruck in Distanz zu den inneren Problemen verhelfen und wieder einen gesunden Selbstwert und neue Handlungsperspektiven zu entwickeln. Ressourcenorientierte Arbeit und  Hilfe zur Selbsthilfe sollen helfen die seelischen Selbstheilungskräfte zu aktivieren.

Je kleiner die Kinder sind, desto wichtiger ist die Mitarbeit der Eltern für ein erfolgreiches Gelingen der therapeutischen Behandlung. Die Elterngespräche haben dabei zum Ziel, Eltern und ihre Kinder bei der Entwicklung eigenständiger Problemlösungen zu unterstützen und zu begleiten.

 

Für eine erfolgreiche Behandlung ist es wichtig, dass alle, die mit dem Kind bzw. Jugendlichen zu tun haben (Angehörige, andere Therapeuten, Schule, manchmal auch Jugendamt oder Heimeinrichtung), an einem Strang ziehen. Wesentlicher Bestandteil kinder- und jugendtherapeuischer Arbeit ist es daher auch, die Zusammenarbeit aller Beteiligten zum Wohle des Kindes bzw. Jugendlichen zu unterstützen bzw. zusammen zu führen.

Heilungsaussichten

 

Allgemein lässt sich feststellen, dass die Heilungschancen umso höher sind, je früher mit der Behandlung begonnen wird. Haben sich die Probleme erst einmal verfestigt oder sind zusätzliche Schwierigkeiten hinzugekommen, wird es viel schwieriger. Wird z.B. ein Kind mit Schulangst frühzeitig ambulant psychotherapeutisch behandelt, können längere Fehlzeiten in der Schule in der Regel vermieden werden. Hat aber der Schüler bzw. die Schülerin bereits ein halbes Jahr oder länger die Schule nicht mehr besucht, hat sich nicht nur die Angst verfestigt, durch ständiges Vermeiden von Situationen, die Angst auslösen, sondern zusätzlich kommen erhebliche Lernrückstände hinzu. Dies führt wiederum zu einer Zunahme der Ängste, wodurch sich ein Teufelskreis entwickelt.

 

Ob eine kinder- und jugendtherapeutische Behandlung dauerhaft Erfolg hat, hängt sowohl von der Art der Problematik als auch von den Stärken des Kindes bzw. Jugendlichen ab. Verfügt z. B. ein Kind mit Autismus über eine gute Intelligenz, kann es so manche soziale Situation, die eigentlich gefühlsmäßig erfasst wird, durch auswendig gelernte Handlungsstrategien bewältigen. Außerdem hat es bessere Chancen, einen guten Schulabschluss zu erlangen.

 

Umgekehrt hat z. B. ein Jugendlicher mit Lernbehinderung, aber guten sozialen Fähigkeiten durch gefühlsmäßiges Verstehen und Handeln gute Chancen, Freunde zu finden und als Erwachsener sein Leben selbstständig zu meistern.

 

Schließlich hängt der Behandlungserfolg vom Lebensumfeld des Kindes bzw. Jugendlichen ab: Berücksichtigen Familie und Schule die Schwächen des Kindes bzw. Jugendlichen und nutzen sie seine Stärken, erhöht dies die Wahrscheinlichkeit, dass sich alle erfolgreich erleben. Das macht weniger Stress für alle und stärkt das Selbstbewusstsein. Beides erhöht die Wahrscheinlichkeit eines dauerhaften Behandlungserfolges.

 

 

 

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